PerNaturam Boden und Kompost

Gartenakademie_RLP_1_qm_Heimat_1

Pixabay_Salbei_Ringelblume

Gartenidyll

Pixabay_Salatpflanzen

BG_Apfel_Jonathan

BG_Hochbeet_Schachtring_Erdbeeren

Hortus_August_2021

Hortus_Mai_2020

Buddha_Juni_2021

Steinbuehne_Juni_2021

Hortus_Juli_2021

Bodenentwicklung - Bodentypen

Böden - Zeugen der Geschichte

Kennen Sie die Parabraunerde? Oder den Pseudogley? Das sind weit verbreitete Bodentypen, die uns die Naturgeschichte der Nacheiszeit in Mitteleuropa erzählen.

Gehen wir einmal im Geiste 15.000 Jahre zurück. Damals zog sich das Inlandeis in Deutschland langsam zurück. Während der Eiszeiten war es in Mitteleuropa sehr trocken. Wo keine Gletscher lagen, gab es nur äußerst spärliche Vegetation. Auf den Flächen, wo vorher der Gletscher lag, lagen nach dessen Rückzug die Sedimente ungeschützt frei. Das war die große Zeit der Winderosion. Millionen Tonnen von Schluff und Sand wurde von trockenen Fallwinden an den Gletscherrändern aufgenommen, durch halb Europa geweht und an vielen Stellen teilweise meterdick wieder abgelagert: der Löss.

Nach der Eiszeit begann sehr schnell die Wiederbesiedlung der Flächen mit Pflanzen, aber auch Regen und Frost sorgten dafür, dass sich die Lössschichten von oben nach unten veränderten. Löss enthält zwar hauptsächlich Schluff, aber oft auch größere Mengen Kalk und Ton, die zusammen stabile Aggregate bilden. Wenn der Kalk allmählich vom Regenwasser ausgewaschen wird, entsteht eine erste Schichtung im Boden: Oben ein Horizont mit entkalktem Löss, darunter ein Horizont, in dem der Kalk wieder ausfällt, und der dadurch einen noch höheren Kalkgehalt hat als der darunter liegende Horizont des Ausgangssubstrates. (In der Bodenkunde spricht man übrigens in der Tat von Horizonten, nicht von Schichten – den Begriff „Schicht“ hat die Geologie für sich „gepachtet“.)

Durch die Kalkauswaschung werden die stabilen Kalk-Ton-Aggregate aufgelöst, und auch der Ton folgt dem Kalk in der Auswaschung in tiefere Horizonte. In dem Unterboden-Horizont, in dem der Kalk ausgefallen ist, reichert sich auch der Ton wieder an. Diesen Prozess nennt der Bodenkundler „Lessivierung“ (= Tonverlagerung). Der Bodentyp, der durch diese Horizonte und deren Entstehungsprozesse gekennzeichnet ist, heißt Parabraunerde.

Die Entwicklung des Bodens ist damit aber noch nicht zu Ende. Ton ist bekanntlich ein Dichtungsmaterial, und wenn sich viel Ton im Unterboden angereichert hat, staut sich das Wasser bei hohen Niederschlägen in dem tonreichen Unterbodenhorizont. Bei Staunässe entsteht Sauerstoffmangel, und in sauerstoffarmem Wasser löst sich Eisen und kann mit der Bodenlösung verlagert werden – und zwar nach oben, nicht nach unten. Denn bei Staunässe ist der Weg nach unten versperrt, und die Bodenlösung wird beim langsamen Austrocknen des Oberbodens durch Kapillaren nach oben „gesaugt“. Sobald das eisenreiche Wasser weiter oben in einer Zone mit besserer Durchlüftung landet, fällt das Eisen wieder aus. Hier entstehen regelrechte „Rost“-Überzüge im Inneren der Bodenporen. Der untere, tonreiche Horizont bleicht durch den Eisenentzug aus, der darüber liegende Horizont bekommt Rostflecken. Der Bodentyp „Pseudogley“ ist entstanden.

Zugleich sinkt durch die Kalkauswaschung die Pufferkapazität des oberen Horizontes gegenüber Säuren. Und spätestens jetzt spielt auch die Vegetation, die sich auf dem Boden angesiedelt hat, eine tragende Rolle in der Bodenentwicklung. Um an die Nährstoffe zu gelangen, die an den Bodenpartikeln angelagert sind, scheiden Wurzeln Säure aus. Durch den fehlenden Kalk kann der Boden die Säure nicht abpuffern, der pH-Wert im Oberboden sinkt.

Mit der Bodenveränderung geht immer auch eine Veränderung der Standortbedingungen für die Pflanzen einher, die auf dem Boden wachsen. Staunässe, pH-Wert etc. sind Faktoren, die das Pflanzenwachstum maßgeblich beeinflussen. Die Pflanzen wiederum beeinflussen mit ihren Wurzeln direkt den Boden. Boden und Vegetation stehen also in ständiger Wechselwirkung und entwickeln sich gemeinsam – eine „Koevolution“ sozusagen.

Neben den genannten Bodentypen Parabraunerde und Pseudogley gibt es noch zahlreiche andere Bodentypen, in denen noch ganz andere biochemische Prozesse ablaufen. Gemeinsam ist ihnen aber, dass immer die Bodenlösung eine Rolle spielt, also das Wasser, das von oben nach unten versickert, gelegentlich stagniert und auch in den Bodenporen kapillar wieder aufsteigen kann. Die wichtigsten bodenbildenden Eigenschaften sind dabei der pH-Wert und der Sauerstoffgehalt der Bodenlösung.

Zurück zur Übersicht